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Durch gute und schlechte Zeiten…

Paarführung Bamberg
Datum:
Veröffentlicht: 11.2.20
Von:
Silvia Franzus

Neue Stadtführung stellt Bamberger Paare in den Mittelpunkt

Mit Heinrich und Kunigunde fängt alles an. Nicht nur die Geschichte des Erzbistums Bambergs, sondern auch die Zeitreise der Liebe durch Bamberg. Ausgehend von dem bekanntesten Paar Bambergs hat die Kunsthistorikerin Eva-Ute Jacob gemeinsam mit der Katholischen Erwachsenenbildung in der Stadt Bamberg e.V. und dem Fachbereich Ehe und Familie des Erzbistums eine thematische Stadtführung konzipiert. In den anderthalb Stunden steht nicht allein die Geschichte der Stadt im Zentrum, sondern die Menschen, die in ihr lebten.
Otto und Amalie

Mit Heinrich und Kunigunde fängt alles an. Nicht nur die Geschichte des Erzbistums Bambergs, sondern auch die Zeitreise der Liebe durch Bamberg. Jedenfalls beginnt Eva-Ute Jacob ihre Stadtführung am Domplatz, also dort, wo das Kaiserpaar vor über tausend Jahren den ersten Dom errichten ließ. „Heinrich war wohl eher der Macher. Kunigunde scheint den Legenden nach die charismatischere gewesen zu sein. Die beiden haben sich, jedenfalls durch den Weichzeichner des langen Rückblicks, gut ergänzt“, berichtet Jacob.

Ausgehend von dem bekanntesten Paar Bambergs hat die Kunsthistorikerin Eva-Ute Jacob gemeinsam mit der Katholischen Erwachsenenbildung in der Stadt Bamberg e.V. und dem Fachbereich Ehe und Familie des Erzbistums eine thematische Stadtführung konzipiert. In den anderthalb Stunden steht nicht allein die Geschichte der Stadt im Zentrum, sondern die Menschen, die in ihr lebten. „Die Orte werden durch die Menschen greifbarer. Ihre Geschichten bringen Menschlichkeit und Lebendigkeit in die alten Mauern.“ Zum Beispiel in die Residenz, wo König Otto I. von Griechenland mit seiner Frau Amalie und ihrem Hofstaat ab 1863 im Exil lebte. Hier engagierte sich Amalie wie schon in Griechenland für die Frauen der Stadt, während er sich eher zurückzog. Das Paar musste sich nach fast 30 Jahren in Griechenland mit dem Leben im Exil arrangieren. „Heute haben wir nicht mehr die Fähigkeit und Bereitschaft, gemeinsam durch Dick und Dünn zu gehen und uns mit Rückschlägen und schlechten Eigenschaften zu arrangieren“, meint Jacob. Das könne man von den historischen Paaren lernen.

Früher entstanden Ehen oftmals nicht aus Zuneigung, sondern waren ein Zweckbündnis zur Lebenssicherung. Und wenn es doch mal Probleme gab – ein größerer Streit, ein Seitensprung oder gar ein uneheliches Kind –, dann wurde dies möglichst verschwiegen. „In einer Kleinstadt wie Bamberg ziehen Skandale weite Kreise. Ein schlechter Ruf konnte da auch existentielle Folgen haben“, erklärt Jacob. Wie bei Ritter von Feuerbach und seiner Frau Wilhelme. Sie blieb bei ihm, obwohl er mit seiner Maitresse zusammenzog. Eine Trennung war für die beiden nicht möglich, da seine Karriere als Rechtsgelehrter in Gefahr und sie mit den acht Kindern finanziell von ihm abhängig war.

„Patchwork-Familien gab es also schon immer“, resümiert Jacob, nur wurden nicht alle Beziehungsvarianten gleichermaßen überliefert. Die Familien, Zünfte und Hofangestellten waren darauf bedacht, dass Skandale oder gar Trennungen nicht bekannt wurden. Für die Stadtführerin bedeutete das: Archive durchforsten, Briefe lesen und Gemälde studieren. „Anhand von Fakten und was Taten vermuten lassen, können wir nachspüren, wie die beiden Partner gewesen sein könnten.“ Ihre Interpretationen der Charaktere stellt Jacob auch gerne bei den Führungen zur Diskussion. Fest steht für die Stadtführerin: Je weiter die Geschichten zurückliegen, desto mehr wurde idealisiert und romantisiert. „Beziehungen waren nie einfach. Der Schleier der idealen Paare wird in der Führung nach und nach gelüftet.“ Zu dieser Entdeckungsreise sind frisch Verliebte oder Verheiratete ebenso eingeladen wie Jubelpaare und Singles.

Neben der Wissensvermittlung sollen die Teilnehmer der Führung auch zum Nachdenken über Beziehungen angeregt werden. „Jeder wird sich oder Bekannte in den historischen Personen wieder erkennen“, ist sich Jacob sicher. Durch die Recherche hat sie Respekt für die historischen Persönlichkeiten und ein liebevolles Auge für ihre Schwächen entwickelt. „Schwächen bei einem Partner gehören dazu. Man sollte sie nicht verändern, sondern sie mitlieben.“

Am 14. Februar, 28. März und 26. September finden jeweils um 14.15 Uhr öffentliche Führungen statt. Die Anmeldung, auch von Gruppenführungen, ist unter kath.bildung-ba@t-online.de möglich. Weitere Informationen unter www.erlebnis-weltkulturerbe.de 

Dieser Text ist im Gästebrief 2020 erschienen. 

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