Familie – Herausforderung für die Kirche
Bundestagung der Arbeitsgemeinschaft der Ständigen Diakone in Vierzehnheiligen
Diakone haben beim Thema Familie einen doppelte Funktion: Zum einen sind sie als Seelsorger gefragt, zum anderen aber auch oft als Familienvater – und bekommen so hautnah all die schönen familiären Seiten, aber auch die Probleme und Schwierigkeiten mit. Im Unterschied zu Priestern dürfen Ständige Diakone zum Zeitpunkt ihrer Weihe verheiratet sein. „Wir müssen nah am Menschen sein“, formuliert Ulrich Schmaus, der erste Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Ständigen Diakone, die vorrangige Aufgabe dieser Berufsgruppe.
Zum Auftakt feierte Erzbischof Ludwig Schick mit den Tagungsteilnehmern einen Gottesdienst in der Basilika. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick erinnerte in seiner Predigt an die drei Grundfunktionen der Kirche, Verkündigung, Liturgie und Caritas, an denen die Diakone mitwirken. „Die Verkündigung des liebenden Gottes soll helfen, an die ‚barmherzige Liebe unseres Gottes‘ zu glauben und aus ihr zu leben. Caritas und Diakonie der Kirche seien viel mehr als „Erste Hilfe und Katastrophenbewältigung“ sondern Wirken, das die Zivilisation der Liebe aufbaut, in der jeder für jeden einsteht. „Die Liebe ist das Ausweisschild der Kirche“, betonte der Erzbischof und fügte hinzu: Die Kirche wolle diakonisch sein, und dafür brauche sie auch die Diakone und den diakonischen Dienst.
Die Familiensynode, die im Oktober 2015 stattgefunden hatte, habe das diesjährige Thema vorgegeben, sagte Achim Jaskulski, der zweite Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft. Professor Aloys Buch, selbst Diakon, war mit seiner Frau als beratendes Mitglied bei der Synode in Rom mit dabei. „Wir haben da Exerzitien gemacht“, erzählt er zunächst leicht flapsig, um dann hinterher den synodalen Prozess, den der Papst in Gang gebracht hatte, zu loben. Gerade die Stimmung in der deutschsprachigen Gruppe sei „sensationell gut“ gewesen. Und dies, obwohl mit Kardinal Walter Kasper und Kardinal Gerhard Ludwig Müller zwei hochrangige Theologen in der Gruppe waren, die nicht unbedingt immer auf einer Wellenlänge lägen. Es sei durch die sehr wertschätzende Moderation des Wieners Kardinal Christoph Schönborn gelungen, eine große Einigkeit im deutschsprachigen Zirkel herzustellen. „Der Heilige Geist war hier sicher mit von der Partie.“
Für Buch sei es eine große Überraschung gewesen, dass der Papst nach der Abstimmung des Synodendokuments entschieden habe, dies sofort zu veröffentlichen. Dieses Dokument, so erläutert Buch, habe für den Papst nur empfehlenden Charakter. Es sei „Kaffeesatzleserei“, wie er damit umgehe. Buch rechne damit, dass der Papst ein Schreiben, eventuell am Josefstag, dem 19. März, veröffentlichen werde. Er könnte sich vorstellen, dass Franziskus den Sakramentenempfang für wiederverheiratete Geschiedene zu einer Gewissensentscheidung der Betroffenen mache.
Viele Gläubige wollten eben nicht ihre gescheiterte Ehe für nichtig erklären lassen, sagte Weihbischof Herwig Gössl, Mitglied der Familienkommission der Deutschen Bischofskonferenz, im Rahmen einer Podiumsdiskussion. „Aber sie wünschen sich, dass die Kirche zumindest ihre Beziehung respektiert.“ Übereinstimmend berichteten Gössl und Buch davon, dass viele Jugendliche später in einer festen Beziehung leben möchten und auch eine Familie haben möchten. „Auch wenn nicht alles wirtschaftlich abgesichert werden kann, möchte ich die jungen Menschen zur Familiengründung ermutigen“, sagte Weihbischof Gössl.
Ursula Zeh, Ehe-, Familien-und Lebensberaterin (EFL) für das Erzbistum Bamberg, empfiehlt, sich genügend Zeit für die Kommunikation in einer Beziehung zu nehmen. Sie wünsche sich, dass die EFL-Beratungsstellen und die Ständigen Diakone künftig enger zusammenarbeiten und gegenseitig verweisen. In Vierzehnheiligen tagten rund 70 bischöfliche Beauftragte, Ausbildungsleiter und Diözesansprecher. Bundesweit sind in Deutschland fast 3300 Männer zum Ständigen Diakon geweiht. Die Zahl der Ständigen Diakone stieg im Jahr 2015 um 25 gegenüber dem Vorjahr. Die nächste Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Ständigen Diakone findet im kommenden Jahr im Erzbistum Hamburg statt.
Datum: 30.01.2016 Autor: Heinrichsblatt/cga