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Sensibles Hilfsangebot für Flüchtlingsfrauen

Flüchtlingsfrauen Sprechstunde Zoff & Harmonie
Datum:
Veröffentlicht: 20.7.16
Von:
EOB Familie

Wöchentliche Sprechstunde für Schwangere und Eltern mit Baby

Jeden Mittwoch von 10 bis 12 Uhr veranstaltet Zoff+Harmonie im Haus der Katholischen Stadtkirche eine Sprechstunde für schwangere Flüchtlingsfrauen und Eltern mit Baby. Fachkräfte und Dolmetscherin stehen zur Beratung bereit. Ein niederschwelliges Angebot, das angenommen wird.
Auf die Anfrage der Kommune nach Räumlichkeiten zur Einrichtung einer Schwangeren-Sprechstunde habe man gerne positiv reagiert, so Andrea Krapf von Zoff+Harmonie, denn: „Wir wollen uns für Flüchtlingsfrauen engagieren.“ Vorteilhaft bewertet sie die zentrale Lage: Die Einrichtung im Haus der Stadtkirche in der Vorderen Sterngasse ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Außerdem wolle man die Flüchtlingsfrauen auf die weiteren Programm-Angebote der Familienbildungsstätte aufmerksam machen, weil die Teilnahme an Mutter/Vater/Eltern-Kind-Kursen nachweislich Integration fördere. Nachdem zwei Äthiopierinnen bei der Sprechstunde waren, machten sie auch bei FENKID (Frühe ENtwickluntg von KInDern gebleiten) mit – „trotz mangelhafter Sprachkenntnisse“, berichtet Krapf – und erlebten große Hilfsbereitschaft. Allerdings hätten Teilnehmerinnen aus fremden Kulturen manchmal Probleme damit, regelmäßig und pünktlich zu diesen Treffen zu kommen.
Der Besuch der Schwangeren-Sprechstunde ist unverbindlicher, ohne Verpflichtung. Bewusst hat man sich für ein sehr niederschwelliges Angebot entschieden. Es geht um Unterstützung in jedem Einzelfall – ob jemand nur einmal oder öfter kommt, liegt an der Hilfesuchenden selbst. Trotzdem bedeute der erste Besuch in der Einrichtung für die Flüchtlingsfrauen „keine kleine, sondern eine Riesen-Hemmschwelle“, betont Krapf. Entsprechend zögerlich habe die Sprechstunde Ende letzten Jahres begonnen. Auch jetzt, da sich das Angebot etabliert habe, herrsche manchmal Flaute.
Unsichere Mamas
Doch wird diese Hilfe gebraucht. „Die Mamas sind unsicher“, betont Hayriye Demirtas, Krankenschwester und Elterntrainerin bei der Arbeiterwohlfahrt. Sie dolmetscht auf Arabisch, was auch die Äthiopierin mit Muttersprache Oromo versteht. Sie ist - wie viele Flüchtlingsfrauen - auf der Flucht schwanger geworden. Oft wissen die Helferinnen nicht, ob der Kontakt gewollt war oder ob die Betroffene ein Vergewaltigungsopfer ist. Sensibilität ist deshalb vonnöten. Die Sozialberaterinnen in den Gemeinschaftsunterkünften wissen, wer schwanger ist und stellen den Kontakt zu den Expertinnen der Sprechstunde her. Man halte ständig Verbindung zu den Sozialberatungsstellen und werbe dort für dieses wichtige Unterstützungsangebot, erklärt Diplomsozialpädagogin Gudrun Utzelmann von der Koordinierenden Kinderschutzstelle (KoKi). Man biete auch Einzelfallberatung an – je nach Bedarf. In dem konkreten Fall habe man der schwangeren Muslima, die ohne Partner unterwegs war und auf der Flucht viel durchgemacht hatte, zu einem Platz in einer Frauenunterkunft verholfen. Vor dem Vorstellungsbesuch in der Geburtsklinik hat sie sich selbst bei der Arabisch-Dolmetscherin gemeldet und um Begleitung gebeten.
Die Fachberaterinnen helfen bei der Hebammensuche, gehen mit in die Klinik, kümmern sich um Formalitäten für Arzt und Behörden, sorgen für nötige Anschaffungen vor der Geburt, beraten und begleiten, wenn das Baby da ist. Sie würden auf diese Weise zu wichtigen Vertrauenspersonen für die betroffenen Frauen, betont Utzelmann – das gelte für den fachlichen Bereich genauso wie für gesundheitliche Aspekte, Erziehungsfragen, Unfallverhütung und andere Themen mehr. „Wir gehen auf die Familien ein“, formuliert es die Expertin, wohl wissend, dass in jedem speziellen Fall die Verhältnisse und Voraussetzungen andere sind. Unterstützung sei auch nötig, weil die Frauen das System hier nicht kennen, erklärt sie. Die Gegebenheiten in Deutschland sind ihnen fremd, alles Vertraute einschließlich der Sprache ist nicht mehr da. Große Verunsicherung ist die Folge, dazu kommt die Erinnerung an schreckliche Fluchterlebnisse.
In der Regel tun sich die Flüchtlingsfrauen, die die Sozialberatungsstellen zu Zoff+Harmonie schicken, anfangs schwer mit der Sprechstunde. Sie haben Probleme, den Ort zu finden, sind unsicher und verzweifelt in ihrer Situation, scheuen sich zu sprechen. Sind die Berührungsängste überwunden, seien sie froh und dankbar für die Unterstützung, sagt Utzelmann.
Bei der Sprechstunde für schwangere Flüchtlingsfrauen arbeiten Stadt Nürnberg, die Familienbildung der Katholischen Stadtkirche „Zoff+Harmonie“, Arbeiterwohlfahrt (AWO) und Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Hand in Hand. Initiiert hat das Projekt die Koordinierende Kinderschutzstelle Nürnberg, die Katholische Stadtkirche stellt Räume bei Zoff+Harmonie zur Verfügung, die Fachkräfte kommen von AWO und SkF.

Weitere Info zum Projekt über gudrun.utzelmann@stadt.nuernberg.de 

Autor: PM 137 / upd
15. Juli 2016 / Katholische Stadtkirche Nürnberg